Stücke für Maria

 

Notenbeispiel
Lebenslauf

Klaus K. Hübler

Desunt

für Altstimme, Cello und Klavier (1999)

 

In Desunt scheinen Entscheidungen zur Lage mit den Gliederungsprinzipien eng verbunden, was von vornherein auf der Hand liegt, wird jedes der drei Instrumente doch mit bestimmten Lagen assoziert. So beginnt der Alt alleine, und bleibt auch im ganzen ersten Abschnitt ohne Gegenspieler; im zweiten Abschnitt bleibt die Altstimme größtenteils im unteren Ende ihres Umfangs, vermutlich um sich dem Cello anzupassen, mit dem es sich zu einer Stimme verflechtet. Diese ist allerdings noch in hoch und tief geteilt, genau wie im anschließenden Klaviereinsatz die zwei Hände des Klaviers ? hier aber mit viel deutlicherer Zweiteilung, liegen die Hände doch wesentlich weiter auseinander, mit komplexen unabhängigen Rhythmen. Als vorletzter Abschnitt kommt das "Album", wo das Klavier ausgedehnte, weit gespreizte Akkorde spielt, bevor es mit seinem Abstieg ins Baßregister den Cello?Einsatz einleitet. Mit diesem "Vers" endet das Stück in eindeutig tiefer Lage, ohne die Wechsel und Zweideutigkeiten des Vorangegangenen. Zweideutiges ist aber in anderer Hinsicht zu finden, nämlich im stummen Spiel gegen Ende des Stücks. Der Zuschauer fragt sich in einem solchen Fall, ob auf dem Instrument gerade gespielt wird, oder ob der Spieler nur so tut, gerade wenn es Klänge gibt, die die Hörbarkeitsgrenze kaum überschreiten; diese Wirkung tritt auch in der letzten Minute von Desunt ein. Schließlich gibt es hier viele leise Klänge, bei denen man sich vielleicht ein allmähliches Steigern dieser Stille vorstellen kann, bis man aus der Entfernung zwischen Sitz und Bühne nichts mehr hören kann. In diesem Sinne sind die stummen Töne auch als Musik zu verstehen, nicht nur - wenn überhaupt ? als Theater. Eine Anspielung auf die Sichtbarkeit des Spiels wäre in jeder Musik etwas natürliches; kein Kokettieren mit den Konventionen der Bourgeoisie, sondern eine musikalische Äußerung. Wenn kokettiert wird, dann eher mit den Grenzen der Wahrnehmung ? wann hört man noch, und wann sieht man nur noch.? Im Schaffen eines Komponisten wie Hübler, den schon immer musikalische Grenzsituationen angezogen haben, ist dies gewiß keine Anomalie.
Wieland Hobau

Klaus K. Hübler

Hörsermon

für Altstimme, Cello und Klavier (1999)


HÖRSERMON
Klitterung für Sprecher, Violoncello und Klavier von Klaus K. Hübler (1999)

GeschichtKLITTERUNG
nach DWb zu klittern, klüttern vb.: klecksen, eilig und schnell schreiben; Flecken machen. Vgl. klittern , klüttern vb.: klappern, pochen, klopfen; kleine, unnütze Sachen verfertigen; spintisieren.

"Ein Hörsermon ist ein Sermon vor dem Heer und zugleich ein Sermon zum Hören."
" Fischart erlöst den Gegenstand aus seiner sprachlichen Starre."
aus: Johann Fischart: Geschichtklitterung ( 1590)
Worterläuterungen zum Text der Ausgabe letzter Hand
von 1590 nach der Neuausgabe 1963
von Ute Nyssen