Werkbetrachtungen
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Saiten Saiten im Feld, in den Höhn Rührt der Lüfte Kuß, Saiten mit süßem Getön Im Weidicht am Fluß. Liebe wandert am Wasser Spielend wunderbar, Blasse Blumen auf ihrem Mantel, Dunkles Laub im Haar. Ihre Scheitel im Schreiten Neigt die Träumerin, Ihre Finger gleiten über die Laute hin. (James Joyce)
Zu den Werken
Suita (1973) und Con Variazioni (1974) sind zwei Kompositionen, die noch aus
Violeta Dinescus Studienzeit stammen. Im Gegensatz zu ihrer späteren Klaviermusik
handelt es sich um vergleichsweise traditionelle Werke, die sich an George Enescu
und Bela Bartók anlehnen. Beide Kompositionen sind noch nicht in dem
später so charakteristischen freirhythmischen Stil geschrieben, wenngleich
die Melodie bereits vom Parlando?Rubato inspiriert ist.
SUITA (1973) besteht aus drei Sätzen. Der erste Satz, Akanua, basiert auf einer Intervallkonstellation, die durch Rotation Wiederholungen ermöglicht, wobei neues Material entsteht. Die rhythmischen Motive pendeln zwischen asymmetrischen Pulsationen und fließenden Bewegungen und erlauben eine flexible Gestaltung. Der frei erfundene Titel Akanua soll Assoziationen an ein imaginäres archaisches Ritual wecken. Der zweite Satz, Lento, bedeutet einen kontemplativen Ruhepunkt, bevor der letzte Satz, Allegro, ein Perpetuum Mobile mit symmetrischen und asymmetrischen Rhythmen ausbildet.
TORRE DI SI (1994) ist aus Anlaß einer offiziellen Geburtstagsfeier entstanden.
Obwohl der Tonvorrat des Stücks einen symbolischen Bezug auf dem Namen
des Gefeierten besitzt, ist das Werk gleichzeitig auch eine allgemeine Hommage.
Torre di Si meint das "Tor des H" ? eine Tonhöhe, die beim Hören
labile, unsichere Klangorte assoziieren soll. Diese äußern sich in
quasi impressionistischen Umspielungen der Note H, in gespiegelten Klangräumen
um einen Ton herum oder auch in Klangveränderungen mit dramatischem Innenleben.
ECHOS I und II (1980) sind die ersten beiden Stücke eines dreiteiligen
Zyklus, dessen Abschnitte jeweils auf einer ausgewählten festen Zahl beruhen.
Violeta Dinescu übersetzt sie in Intervalle, Bewegungsrichtungen und Proportionen.
Dabei versucht die Musik, die Strenge der Sequenz zu durchbrechen, wofür
die Komponistin auf eine Art selbst entworfenen Modus zurückgreift. Die
Töne dieses Modus kehren wieder und funktionieren wie ein Uhrwerk. Jedes
der drei Echoes hat kurz vor dem Schluß eine Phase, in der die Modus?Elemente
deutlich in den Vordergrund treten.
ECHOS II wurde ursprünglich für Klavier und Schlagzeug komponiert, wobei der Pianist gleichzeitig auch die ihn umgebenden Perkussionsinstrumente spielen soll. Das Schlagzeug ist dabei als eine Erweiterung des Klavierklangs anzusehen und interpretiert ebenfalls die Idee der Uhren.
CON VARIAZIONI (1974) umfaßt drei Unterzyklen, die jeweils aus einem Thema
und einer Reihe von Variationen bestehen. Bereits die Themen sind variativ auseinander
entwickelt, wobei die Konturen des ersten und dritten einander am stärksten
ähneln. Das Thema des ersten Variationszyklus wird jedoch zunächst
homophon, das dritte sofort kanonisch dargestellt. Das Thema des zweiten Zyklus
bringt dagegen durch seinen größeren Dissonanzgrad und seinen unruhigeren
Charakter einen Kontrast. Bei der Ausarbeitung der Variationen stehen rumänische
Folklore und postmoderne Elemente gleichberechtigt nebeneinander.
DIES DIEM DOCET (1987) bedeutet "Ein Tag belehrt den anderen". Dieses Klavierwerk enthält einen komponierten Kommentar zu den "Années de pelerinages IM von Franz Liszt und hieraus besonders aus "Les jeux d'eau de Villa d'Este". Auf verschiedenen Ebenen werden musikalische Strukturen oder thematische Elemente miteinander verknüpft und kontinuierlich neu komponiert und verwandelt. So entsteht eine imaginäre Reise in die Geschichte der Musik. Ein komplexes Netz von Erinnerungen, Einflüssen, Echos, Widerständen, Umwegen, Labyrinthen und Träumen tut sich auf. Es gibt Veränderungen der Proportionen und Spiegelungen des gesamten Materials, so daß das neue Klavierwerk selbst eine "Wallfahrt" wird ? eine Wallfahrt zu Liszts "Années de pélérinages". Die Komponistin bezeichnet dies als "eine Wanderung durch einen imaginären Garten voller asymmetrisch deformierender Spiegel". Wie die Komposition von Liszt ist auch "Dies Diem Docet" eine sehr virtuose Komposition.
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